Gebhard Friebel
Blutiger Reis
Gekidnappt in Kambodscha
Thriller
360 Seiten
ISBN 9783905960563
€ 15,80 (D)
€ 16,300 (A)
CHF 22,200
Neuerscheinung, jetzt auch als Printausgabe lieferbar
ePub:
ISBN 9783905960273
€ 4,49 (D)
Dieser Abenteuerroman spielt im heutigen Kambodscha, das noch immer unter den Nachwehen der unmenschlichen Taten der roten Khmer leidet.
In der fiktiven Handlung geht es um die raffinierte Geiselnahme von Geiseln aus fünf Nationen, mit dem Zweck, den zweiten Kopf der Pol Pot Verbrecher aus der Gefängnishaft frei zu pressen.
Der Autor, der bei jahrelangem Aufenthalt in Asien und acht Reisen nach Kambodscha viele Details sorgfältig recherchierte, hat sich als Hauptprotagonisten nicht nur in die äusserst spannende Handlung eingebracht, sondern schildert Land und Leute, aus eigener Anschauung, bis in die Regierungskreise hinein, erlaubt es Urlaubern hinter die Kulissen zu schauen und vermittelt so wertvolle Tipps. Bei der Handlung, die zum Schluss auch in Thailand spielt, zeigen sich die Spannungen zwischen den beiden Ländern und die möglichen Lösungen ihrer beidseitigen Probleme.
Einen besonderer Witz und Humor zeichnet den Roman durch die Schilderung des aktiven, coolen und erfolgreichen Agierens seiner beiden Neffen aus, die tatsächlich Kambodscha und Thailand bereist und so bestens kennen gelernt haben. Ihre ausgeprägte saarländische Mentalität gibt dem Roman eine besondere Würze.
Angaben zum Autor
Gebhard Friebel hat sich beruflich viele Jahre in Asien aufgehalten und später für Recherchen zu diesem Roman vor allem Kambodscha aber auch Thailand einige Male für längere Zeit bereist. So sind alle geografischen Angaben authentisch wie auch die geschilderten Verhältnisse.
Leseprobe
Duch taucht unter
Der Mann dort schlief immer noch. Duch sah zum Fernseher. Irgendeine Musikshow von früher! Und das Bild war furchtbar. Er klopfte unsanft auf die Theke. „Verkaufen sie mir ihren Anzug und die Schuhe?“ sagte er zu dem aufgeschreckten Rezeptionisten.
„Waaas wollen sie?“
„Ihren Anzug und die Schuhe, für fünfzig Dollar!“ Der Mann sah ihn mit großen Augen an. fünfzig Dollar waren viel Geld, aber der Fremde war offenbar in einer Notlage. Er schüttelte den Kopf.
„Hundert Dollar?“ „Und was soll ich dann anziehen?“
„Ich gebe ihnen meine Sachen.“
In der Toilette neben der Rezeption wechselten die beiden die Kleidung samt Schuhen. Die Hose war für Duch etwas eng. Er ließ den oberen Knopf offen. Dann ging er wieder auf sein Zimmer. Er betrachtete sich in den trüben, dreckigen Spiegel im Badezimmer und nickte zufrieden. Nun legte er sich auf das Bett. Er wartete eine Stunde und ging dann wieder nach unten. Der Mann am Empfang schlief wieder. Duch ging zur Hintertür, diesmal ganz leise. Sie war von innen verschlossen. Er drehte vorsichtig den Schlüssel; sie sprang auf. Er drückte diese Tür, nachdem er das Gebäude verlassen hatte, wieder zu und stand im Hinterhof. Durch den Hintereingang eines der Restaurants gelangte er in einen Flur. Rechts lag die Küche, links eine Toilette. Diese betrat er und wartete, bis sich sein Herzschlag wieder normalisiert hatte. Er betrachtete sich wieder im Spiegel. Ganz gut. In der Hand trug er den kleinen Koffer. Den musste er zuerst loswerden. Durch das Restaurant ging er langsam auf die Strasse. Er schaute nach links und nach rechts. Auch hier war kein Verfolger zu sehen.
***
Er bestieg ein Mopedtaxi und ließ sich zum Phsar Thmei, dem Zentralmarkt fahren. Falls er Verfolger gehabt hätte, hier würde er sie endgültig abschütteln. Er schlenderte über den Markt. Hier herrschte ein unglaubliches Gewühl; es war eine unüberschaubare, chaotische Ansammlung verschiedenster Stände. Er ging zu einem der Stände, wo neue und gebrauchte Bekleidung verkauft wurde. Zwischen den in Augenhöhe aufgehängten Anzügen ging er langsam nach links und war von außen nicht mehr zu sehen. Er zog die an einer langen Stange aufgehängten Bekleidungsstücke auseinander, machte zwei schnelle Schritte vorwärts, und ging an der Rückseite entlang. Nun beschleunigte er seine Schritte, hob die Plane, die diesen Marktstand von dem nächsten trennte, an, und schlüpfte darunter hindurch. Er befand sich nun in der folgenden Reihe. Hier schlenderte er wieder nach rechts. Dieses Manöver wiederholte er an anderen Kleider-Ständen fünf Mal, bis er sicher war, nicht verfolgt zu werden.
Dann verließ er den Markt durch den nächsten der vielen Eingänge. Er stieg in eines der wartenden Taxis und setzte sich auf die Rückbank. Dem Fahrer gab er Order, ihn zum alten Markt zu fahren, Dann nahm eines der beiden Handys zur Hand und wählte die Nummer seines Freundes Psat Samudera in Thailand. Er brauchte nicht leise sprechen, denn der Fahrer hatte im Radio einen Sender mit westlicher Popmusik eingestellt und fast auf volle Lautstärke aufgedreht. Es war sicher, dass dieser nichts von seinem Gespräch mitbekam. Er sprach ins Telefon: „Sag den Freunden, dass sie die erste Hinrichtung ausführen sollen. Um drei Uhr war das gestellte Ultimatum abgelaufen. Man hat mich erst um vier Uhr entlassen. Ich melde mich später wieder.“
Dann legte er das eine Handy auf den Fahrzeugboden, halb von der Fußmatte verdeckt. Hier würde es der nächste Fahrgast sehen und erfreut an sich nehmen. Das zweite klemmte er zwischen Sitzbank und Rückenlehne. Hier würde es liegen bleiben, bis die Batterie leer war, oder bis die Polizei es entdecken würde. Den kleineren, alten Markt erreichte er trotz des Verkehrsgewühls schon nach einer halben Stunde. Er kaufte einen kleinen, alten Rucksack. Auf einer Toilette packte er sämtliche Geldscheine aus dem Koffer in seinen Rucksack und ließ den Koffer stehen. Dann verließ er den Markt und setzte sich auf den Rücksitz eines der wartenden Mopedtaxis. Dem Fahrer gab er Anweisung, ihn in das drei Kilometer entfernte Riverside-Viertel zu fahren. Das war auch nicht die beste Gegend, doch war sie für ihre zwielichtigen Juweliere und Wechselstuben bekannt. In fünf dieser Wechselstuben wechselte er sein verbliebenes Geld zu einem sehr schlechten Kurs in Euro um. Immerhin hatte er nun saubere 55‘000 Euro. Darauf ging er in Richtung Mekong und checkte in einem besseren Mittelklassehotel ein. Er speiste im Restaurant ausgiebig und genehmigte sich dazu, zur Feier des Tages, eine Flasche Bier. Jetzt war das Leben schon bedeutend erträglicher. Am nächsten Morgen würde er sich ein neues Handy kaufen, sich neu einkleiden und… und… Aber langsam; zunächst genoss er den Blick auf den gemütlich dahin treibenden Fluss. Es war gut, wieder frei zu sein.
***
Im Polizeihauptquartier gab es Alarm. Der Beamte, der für die Telefonüberwachung zuständig war, hatte das Gespräch von Duch abgehört und aufgezeichnet. Er erstatte sofort dem Einsatzleiter, des mit der Koordination der Überwachungsmaßnahmen beauftragten stellvertretenden Polizeiprädsidenten, Bericht.
Aufgefallen war ihm, als er den Ausdruck des Telefongespräches mit den Koordinaten in der Hand hielt und noch einmal überflog, dass das nicht mehr die Koordinaten des Hotels waren, wo Duch vor zwei Stunden geortet worden war. Er wies seinen Vorgesetzten darauf hin, dass der Observierte offenbar den Standort gewechselt hatte, obwohl von den Überwachern vor Ort noch keine diesbezügliche Meldung eingegangen war. Über Funk nahm er Kontakt zu einem der Überwachungsteams auf. Duch sei immer noch eindeutig in seinem Hotel, wurde ihm beschieden.
„Irgendetwas stimmt da nicht“, sagte sich der Einsatzleiter. Eine Überprüfung der Koordinaten der Handys ergab eindeutig, dass er unterwegs in der Innenstadt war. Aber die Signale der Sender in seiner Bekleidung und den Schuhen wies darauf hin, dass er sich immer noch im Hotel befand.
„Unmöglich“, schrie der Einsatzleiter. Er wies die beiden Überwachungsteams an, unauffällig das Hotel durchzuchecken. Als zwei Mitglieder eines der Teams die Rezeption betraten, um zu fragen, ob noch Zimmer frei seien, staunten sie nicht schlecht. Der Rezeptionist trug eindeutig die alten Kleider, in denen sie vorher Duch gesehen hatten, als er das Gefängnis verlassen hatte. Sie erstatteten Bericht, worauf der Einsatzleiter schrie:
„Sofort verhaften und herbringen!“
Der verdatterte Portier wiederholte bei den folgenden Verhören, die sich über sieben Stunden hinzogen, immer wieder seine Version. Er habe auf Wunsch des Gastes ihm seine Kleidung für einhundert Dollar verkauft. Ein Abgleich der Seriennummern der beiden Fünfzig-Dollar Banknoten ergab schließlich, dass diese beiden Scheine tatsächlich von den an Duch übergebenen 100‘000 Dollar stammten. Der Einsatzleiter war erschüttert in sich zusammengesunken. Seine beiden technisch hoch gerüsteten, besten Teams hatten trotz modernster Überwachungstechnik schmählich versagt. Da erreichte ihn eine neue Hiobsbotschaft. Die Handysignale hätten sich aufgeteilt. Eines werde aus der Gegend am Fluss empfangen, das andere aus einem westlichen Vorort.
„Das ist vielleicht das Ende meiner Karriere bei der Polizei“, sagte er sich. Oder, er würde den Rest seiner Tage irgendwo auf dem Lande als Dorfpolizist verbringen, und Hühnerdiebe jagen. Er gab Anordnung, die Stellen, von denen die Handysignale kamen, genauestens zu observieren. Als er erfuhr, dass das eine Signal aus einem leeren, abgestellten Taxi kam, und das zweite aus dem Holiday Inn Hotel, gab er Anweisung, die Person, die das Handy nun bei sich führe, umgehend zu verhaften. Es war ein Geschäftsmann aus Battambang, der angab, das Handy am späten Abend in einem Taxi ‚gefunden’ zu haben.
„Morgen früh wird die Hölle los sein. Zuerst der Inhalt des Telefongespräches nach Thailand bezüglich der Hinrichtung und dann der Verlust der Zielperson! Das ist nun das Ende, wirklich das Ende meiner Karriere.“
Er verließ das Hauptquartier und ging in eine Kneipe im Nachbargebäude, die rund um die Uhr geöffnet hatte. Hier wurde er am folgenden Morgen sinnlos besoffen und fast ohnmächtig aufgefunden. Er war nicht ansprechbar, und wurde ins zentrale Polizeikrankenhaus gebracht.