Helli Angermann
Vom Hiatzana, Grindschaber, Hackl-Unter, der Lehrerin Grob,
dem Sündenbüchlein und vielerlei mehr…
Lebenserinnerungen eines Sonntagskindes
ISBN 9783905960440
192 Seiten, Paperback
Euro 14.60 (D), Euro 15.10 (A), CHF 21.50
eBooks: Euro 4.49 (D)
PDF: ISBN 9783905960464
ePub: ISBN 9783905960457
Mobi-Book: ISBN 9783905960471
Die Autorin, ein Wiener Kind, 1935 geboren, mit besonders rascher Auffassungs-, und Beobachtungsgabe, hatte wegen der Zeit in der sie aufwuchs, wie viele Kriegskinder, schon in jungen Jahren eine grosse Fülle wechselnder Ereignisse zu verkraften. Diesen Anforderungen hat sie sich immer mit Bravour gestellt. Sehr hilfreich standen ihr hierbei in ganz besonderer Weise ihre Mutter und zahlreiche nahestehende Menschen zur Seite.
Sehr lebendig, wie es auch heute noch ihre Art ist, schildert sie die damaligen Verhältnisse und das Leben in Wien sowie auf dem Lande wo sie evakuiert war.In den anrührenden und oft amüsanten Geschichten, lässt sie zahlreiche originelle Menschen Revue passieren. Mit Freude und Engagement verfolgte sie jede Möglichkeit, ob schulisch oder in ihrem Umfeld, ihr Wissen zu mehren, wobei ihre musikalische Begabung eine besondere Rolle spielte.
Nach dem Krieg schloss sie in Linz ihr Lehrerinnen-Examen ab und folgte ihrem Mann in die Schweiz, wo sie in der Erwachsenenbildung tätig war. Hier unterrichtete sie Deutsch für Fremdsprachige und verfasste dazu viele Lesetexte und zwei Grammatik-Lehrbücher.
Leseprobe
Meine Grosseltern waren sogenannte Teilselbstversorger. Das hiess, sie konnten einen Teil der Lebensmittel selbst produzieren. Es gab Milch, Eier, Fleisch in einem bestimmten Mass. Dafür wurde ihnen von der Lebensmittelkarte ein Teil der Bezüge gestrichen. Die Grossbauern als Selbstversorger, bekamen nur eine sehr reduzierte Lebensmittelkarte, nämlich auf Produkte, die sie selbst nicht herstellen konnten, wie Zucker, Ersatzkaffee und einige andere Artikel. Einzig und allein die Normalverbraucher erhielten die volle Ration und die war schmal genug. Wer ein Schwein schlachten wollte, musste dies anmelden, und dafür wurden dann die Fleischmarken gekürzt. Es war strengstens verboten, schwarz ein Schwein oder ein Kalb zu schlachten. Es stand sogar die Todesstrafe drauf, sagte man. Ich weiss nicht, ob es wirklich stimmte, aber damals stand auf vielen Vergehen sofort die Todesstrafe. Dennoch riskierten es manche, aber es musste ganz im Geheimen geschehen. Auch in unserem Haus wurde einmal ein Schwein schwarz geschlachtet. Das besorgte Onkel Sepp, der Bruder von Tante Rosi und Mutti. Das Schwein wurde im Keller ausgeweidet und zerteilt, eingepökelt, ein Teil davon geräuchert. Auch die Blutwürste mussten wir im Keller herstellen. Und einer von der Familie musste an der Haustür wachen, damit niemand überraschend das Haus betreten konnte. Sie schickten Herbert vor die Haustür. Dort musste er die Brenner der Karbidlampen mit einem Draht putzen und so tun, als sei er sehr beschäftigt. Die Karbidlampen brauchten die Bergleute, und wir hatten noch ein paar von früher, als Grossvater noch in der Zeche gearbeitet hatte. So eine Karbidlampe gab etwa die Helligkeit von einer Kerze ab und verbreitete einen merkwürdigen typischen Geruch. Den Speck schnitten wir in kleine Würfel und brieten ihn zu Grammeln aus. Das war schon wieder gefährlich, weil es in der Küche geschehen musste. Und dass es bei uns Grammelknödeln gegeben hatte, durften wir selbstverständlich niemandem erzählen.
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